Fahrradtour Rügen: Von Lauterbach nach Glewitz durch Putbus und die Natur des Südens

Der Wind trägt die salzige Frische des Bodden mit sich, während ich mein Fahrrad am Hafen von Lauterbach anschiebe. Die Sonne senkt sich langsam und taucht die Insel Rügen in warmes, goldenes Licht. Vor mir liegt eine Etappe voller stiller Schönheit, die mich tief in den Süden der Insel führt — vorbei an historischen Alleen, grünen Parklandschaften und der wilden Natur des Zudar. Das Ziel ist Glewitz, der Torbogen zur nächsten Etappe, doch der Weg dazwischen erzählt seine eigene Geschichte.

Aufbruch in Lauterbach – ein kleiner Hafen mit großer Geschichte

Lauterbach, beschaulich und verträumt, wirkt fast wie ein Geheimtipp für Ruhesuchende. Von hier aus starten viele Reisende in die südliche Inselwelt, denn gleich gegenüber liegt Glewitz, wo die Fähre nach Mönchgut ablegt. Ich lasse den Hafen hinter mir und tauche ein in die sanften Hügel des Biosphärenreservats Südost-Rügen.

Schon bald zeigt sich Putbus am Horizont — die weiße Stadt, ein architektonisches Kleinod mit reicher Geschichte. Hier, mitten auf Rügen, fühle ich die Verbindung von Natur und Kultur, die diese Insel so besonders macht.

Putbus: Schlosspark und Circus – Harmonie von Natur und Kultur

Der Radweg führt mich schnurgerade in das Herz von Putbus. Die Schlossparkallee säumt sich mit hohen, majestätischen Bäumen, die im Wind leise rauschen. Der Schlosspark, einst Residenz der Fürsten von Putbus, lädt mit seinen gepflegten Wegen und historischen Skulpturen zu einem Spaziergang ein. Ich halte an, atme tief ein und lasse mich von der Ruhe umhüllen.

Nur wenige Schritte entfernt liegt der Circus – ein eleganter, rund angelegter Platz, der als kultureller Mittelpunkt der Stadt gilt. Die klassizistischen Häuser, hell und einladend, rahmen den Platz wie eine Schatztruhe, in der die Geschichte der Stadt bewahrt wird. Hier pulsiert die Seele Putbus’, auch wenn die Straßen heute still sind.

Neuendorf und Zudar: Natur pur auf der Radroute

Weiter geht es hinaus in das ländliche Neuendorf. Kleine Höfe und urige Bauernhäuser wechseln sich ab, während die Radroute mich tiefer in die grüne Landschaft führt. Der Weg schlängelt sich zwischen Feldern, Wiesen und alten Obstbäumen entlang, die im Sommer süße Früchte tragen.

Der nächste Halt ist Zudar, eine Halbinsel, die zum Biosphärenreservat gehört und mit ihrer unberührten Natur beeindruckt. Hier öffnet sich der Blick auf stille Buchten und weite Wasserflächen, die Heimat zahlreicher Vogelarten sind. Ich lege eine Pause ein, setze mich ans Ufer und beobachte das Spiel von Licht und Wasser.

Palmer Ort: Der südlichste Punkt Rügens – ein stiller Aussichtsturm

Mein Ziel auf dieser Etappe ist Palmer Ort, der südlichste Zipfel Rügens. Ein schmaler Pfad führt durch Dünen und Wälder zu einem Aussichtspunkt, der den Blick auf das Wasser weit öffnet. Hier scheinen Himmel und Meer sich zu berühren, und der Moment bleibt stehen.

Palmer Ort ist ein besonderer Ort der Stille und Weite — ein stiller Wächter am Ende der Insel, der den Wind in den Bäumen rauschen lässt und die Gedanken frei macht.

Wissensreise: Putbus Schlosspark und die Natur des Südens

Während ich weiterfahre, denke ich an die Geschichte Putbus’. Die Stadt wurde im 19. Jahrhundert vom Fürsten Wilhelm Malte I. zu Putbus im klassizistischen Stil errichtet. Der Schlosspark war dabei nicht nur Erholungsort, sondern auch Ausdruck eines harmonischen Miteinanders von Architektur und Natur.

Das Biosphärenreservat Südost-Rügen, das Zudar und Palmer Ort umgibt, ist ein Schutzgebiet von internationaler Bedeutung. Mit seinen vielfältigen Lebensräumen bietet es zahlreichen Pflanzen und Tieren einen Rückzugsraum — von seltenen Orchideen bis zu Kranichen und Seeadlern.

Ankunft in Glewitz: Übergang und Ausblick

Am späten Nachmittag erreiche ich Glewitz. Der kleine Ort ist vor allem für die Fähre bekannt, die Radfahrer und Reisende nach Mönchgut bringt. Hier endet die heutige Etappe, doch der Abschied fällt leicht. Die Landschaft, die Geschichten und die Weite der Insel tragen mich weiter.

Ich lehne mein Rad an die Reling der Fähre, blicke zurück auf das grüne Süd-Rügen und freue mich auf die nächsten Kilometer, die vor mir liegen.

Fazit

Diese Fahrradtour über Rügen ist mehr als ein Weg von A nach B. Sie ist eine Reise durch Geschichte und Natur, durch stille Wälder und lebendige Städte. Putbus mit seinem Schlosspark, die weiten Flächen von Zudar und der einsame Palmer Ort erzählen von einer Insel, die sich in ihrer Schönheit Zeit nimmt und mich als Radfahrer mit sanfter Hand begleitet. Wer Ruhe und Vielfalt sucht, findet auf dieser Etappe Rügens den perfekten Ausgleich zwischen Erholung und Entdeckung.